Lottie geht im letzten Jahr zur Highschool und ist entsetzt vom Sexismus, der ihr immer wieder im Alltag begegnet: Ihr auf der Straße hinterherpfeifende Lastwagenmänner; kleine Mädchen, die in süße rosa-rüschige Kleidchen gesteckt werden, in denen sie kaum spielen und sich noch weniger bewegen können; empfundene Scham für wachsende Brüste und Körperbehaarung, die nur bei Jungs und Männern, aber nicht bei Mädchen und Frauen sprießen darf. Tampon-Werbung, die gegen Geruchsbelästigung und für Sauberkeit wirbt, als wäre Menstruationsblut dreckig und geruchsbelästigend. Körperempfindungen, die Mädchen und Frauen und mir immer das Gefühl geben, nicht zu genügen, weil alle Welt insbesondere weibliche Körper photoshopt und weiß, wie ein weiblicher Körper auszusehen hat, der aber mit dem eigenen nichts zu tun hat. Mädchen, die ihre Hintern abfotografieren und sich der Größe nach sortieren lassen; das empfundene Misstrauen gegen Frauen, die schlau und hübsch sind. Die Beschimpfungen „Schlampe und Hure“ für Mädchen, die sich gern verlieben und sich in der Liebe ausprobieren wollen und im starken Kontrast zu den gefeierten männlichen „Supercheckern“ stehen… Lottie beschließt etwas zu unternehmen: vier Wochen lang wird sie auf jede sexuell diskriminierende Situation mithilfe einer Hupe aufmerksam machen. Unterstützt wird sie dabei von den Spinster Girls Evie und Amber, ihren Freundinnen, mit denen sie den Spinster Club gegründet hat: Normale Mädchen, die stark sind, sich nichts sagen lassen und trotzdem gern küssen.
Um noch mehr Aufmerksamkeit auf Lotties Aktion zu lenken, ist Will, ein Schulkamerad, als Kameramann dabei. Dieser kann mit Feminismus nicht viel anfangen, gibt er zumindest vor. Die von ihm im Internet veröffentlichten Clips verhelfen Lottie über Nacht zu landesweiter Bekanntheit. Die Aktion ist erfolgreich, macht Lottie aber auch zu schaffen, weil riesige Gebirge von Frauenhass vor ihren Augen wachsen. Zudem ist sie verwirrt, da sie Gefühle für Will entwickelt. Als ob das alles nicht schon genug wäre, steht auch noch das Vorstellungsgespräch an der Cambridge Universität an. Auf dieses Gespräch bereitet sie sich seit Jahren vor. Doch jetzt ist sie sich gar nicht mehr so sicher, welchen Weg sie eigentlich gehen möchte.
In diesem Band steht das Mädchen Lottie von den Spinstergirls im Mittelpunkt, die mutig und kraftvoll den Kampf gegen den alltäglichen Sexismus aufnimmt. Natürlich sind ihre Spinster Freundinnen auch dabei. Lottie ist lebendig und steckt ihre Leserinnen an über die eigenen Erfahrungen nachzudenken. Das Buch öffnet Augen und gibt Kraft, sich als Mädchen und Frau stark zu fühlen, so stark, dass sich unausgesprochene eigene Erfahrungen wie Heuchelei anfühlen. Dass Lottie sich verliebt, macht sie noch sympathischer, dass sie mit ihren Gefühlen zu Will hadert, macht das Feminismusdilemma überdeutlich: „Wann bin ich, ich? Wann bin ich Frau? Wann werde ich in der Rolle der Frau diskriminiert?“ Dieses Buch schenkt Gefühle, Mut, Kraft, öffnet Augen und gibt Denkanstöße. Ich jedenfalls habe nun meine Trillerpfeife dabei.
empfohlen von Prof. Dr. Sandra Niebuhr-Siebert
Sternebewertung:
Spannung: XXXX
Humor:X
Erfinden: X
Wissen: XXXXX
Sinnliches: XXXXX
Eckdaten:
Titel: Spinster Girls – Was ist schon typisch Mädchen?
Autorin: Holly Bourne
Verlag: dtv
Alter: ab 14 Jahren